Trainingsfehler und ein verwirrtes Muli.

Vertrauensvoll legte mir Lissy die letzten Wochen ihre Hinterhufe in die Hand und ließ sich brav ohne angebunden zu sein die Hüfchen auskratzen, darauf rum klopfen und das Bein strecken. Und nun weicht sie nur noch aus und legt die Ohren an. Was war passiert? … …

Meine Aufforderung für das Hufgeben war ein Umfassen des Fesselgelenks, ein sanfter Druck mit der Hand und das Wort Lissy “Fuß”. Nach 5 Sekunden Mulinachdenken hielt Lissy zuverlässig ihr Hüfchen hoch.
In den letzten Wochen haben wir das Rückwärtsschicken, das Kommen und das überall Anfassen weiter geübt. Einfache Sachen, die so normal werden sollen wie das tägliche Heu. Sich überall anfassen lassen ist noch nicht Lissys Highlight. Sie hat durchaus noch Körperstellen, die ihre Privatangelegenheit sind. Sie quittiert eine Berührung unter dem Bauch oder an der Flanke mit peitschendem Schweif. Es ist Tagesform abhängig ob sie sich überhaupt anfassen lassen mag außerhalb ihrer Schnute. Irgendetwas auf ihren Rücken legen lässt sie aber entspannt zu. Auf Zuruf kommt sie immer, dafür sorgt ihre Neugierde. Und wenn ich Übungen mit ihr mache, und Ghana kommt dicht dazu, betont Lissy mit einem leisem Quietscher dass sie jetzt dran ist.

Die letzte Übung die wir aufgebaut hatten, war ein Weichen der Hinterhand:
Lissy ist dabei frei und ohne Halfter. Ich fasse sie leicht unter das Kinn, damit sie mit der Vorhand bei mir bleibt. Sie hat da so eine Art Henkel, ich brauche nur meinen Zeigefinger unter ihr Kinn legen mit leichtem Zug zu mir hin, und Lissy scheint festgebunden zu sein. Dann rahme ich sie mit ausgebreitetem Arm in Richtung Hinterhand ein und wedele mit dem Stick um ein Ausweichen zu provozieren. Tut Lissy aber nicht. Da kann ich wedeln wie ich will. Ein energischer Schritt in Richtung Hinterhand interessiert Lissy nur insoweit dass sie mich aufmerksam beobachtet. Ein Hüpfer von mir direkt neben ihre Flanke läßt sie zwar zusammenzucken, indem sie kurz das Kreuz anspannt, aber sie bleibt stehen. Also touchiere ich Lissy mit dem Stick am Oberschenkel. Lissy überlegt und macht nichts. Aus dem Touchieren wird ein Druck den sie mit Gegendruck beantwortet. Das war klar, aber ich drücke jetzt mit meiner Hand so stark seitlich gegen ihren Hintern, mit der Aufforderung Lissy “auf Seite”, dass sie weichen muss. Lissy geht hinten einen Schritt zur Seite. SUPER. Klock und Möhrchen. Ihr wisst ja, Lissy wird geklickert.
Noch zwei mal wiederholen und dann Seitenwechsel. Druck mit der Hand gegen den Hintern, Lissy “auf Seite”, ein winziger Schritt und “Klock” und Möhrchen. Noch zweimal wiederholen. Supi. Das Ziel ist natürlich dass sie auf Fingerzeig weicht ohne Kontakt. So wie sie es jetzt schon schön beim Rückwärtsrichten macht.

Dann die Überraschung am nächsten Tag: Lissy gab den Hinterhuf nicht mehr und wich zur Seite aus. Sobald ich ihr Bein anfasste ging sie rum. Zog ich ein bisschen an ihrem Fesselgelenk hob sie zwar den Huf, hampelte dann aber auf drei Beinen zur Seite. Das machte sie sehr zuverlässig und hartnäckig.
Bis bei mir der Groschen fiel woran das lag dauerte etwas. Lissy und ich brauchten zwei Tage um wieder ordentlich die Hufe zu geben.
Offensichtlich ist eine Berührungserinnerung beim Trainingsaufbau sehr maßgebend. Und beim Bein berühren ist es dann egal ob ganz oben oder ganz unten. Welches Wort dabei benutzt wird ist ebenso Nebensache bei Lissy.

Hier geht es weiter mit Muli Lissy

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3 Antworten auf „Trainingsfehler und ein verwirrtes Muli.“

  1. Hallo Sabine,
    danke für Diesen Beitrag. Jetzt verstehe ich auch, warum mein Pony sein ganzes Repertoire an Lektionen in schneller Folge abspult, wenn ich meinen Wunsch für ihn “undeutlich” äußere 😉
    Deine Lissy ist ein toller Lehrmeister.
    LG Eva

    1. Hallo Eva, ja, alles Gelernte schnell abspulen, oder gar nichts machen wegen fehlendem Durchblick. Gar nicht so einfach die klare Körpersprache umzusetzen. Es bleibt spannend mit Lissy, denn Muli tickt doch etwas anders als Pferd. Liebe Grüsse von Sabine

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