Muli- und Araberfreundschaft

Muli Lissy zerlegt den Zaun und macht Freundschaft mit Araber Ghana. Muli bekommt eine Schleppleine und einen Plan für die Zukunft. … …

Am zweiten Morgen nach Lissys Ankunft kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Im Paddock war nur noch wenig an Ort und Stelle. Der Stromzaun zur Ghana war mehrfach zerfetzt, Pfähle lagen auf dem Boden, selbst die Bodenhülsen waren an den Schweißnahten geknickt und aus der Verankerung gerissen. Aber die Zelte standen noch. Und Lissy und Ghana standen entspannt nebeneinander im Zelt und Ghana gähnte und gähnte, als würde eine große Anspannung von ihr abfallen. Kein Gezicke! Lissy hatte entschieden – es ist jetzt soweit!

So dicht in so kurzer Zeit durfte sich noch kein Artgenosse zu Ghana gesellen. Ich bin überrascht über mein Mädel. Sie läßt Lissy zwar nicht aus dem selben Müslitrog fressen, aber ihr persönliches Heunetz stellt Ghana Lissy großzügig zur Verfügung. Das Muli hört aber auch genau hin was die Araberstute körpersprachlich zu sagen hat. Da braucht Ghana nicht viel Energie einsetzen. Sehr fein und sensibel sind beide. Weltmeister im Beobachten und Stimmung aufnehmen. Die haben sich gefunden. Ich konnte ja nicht ahnen, dass meine Ghana im innersten Wesen ein Muli ist.

Mit ihrem tiefen Nasenfellwirbel sieht Lissys Profil aus als hätte sie eine arabische Hechtnase. Passt doch!

Nasenwirbel

Da dem Muli nun das ganze Paddockareal von 2000 qm zur Verfügung stand hab ich ihr eine Schleppleine von knapp 10 Meter Länge an das Halfter geklinkt. Das war ungefähr der Sicherheitsabstand, den Lissy einhielt, wenn ich auf sie zu ging. Ich konnte sie zwar mit Möhrchen locken, aber sie sollte schon merken, dass ich auch Einfluss auf sie haben kann ohne Leckereien. Ich beobachtete sie 3 Stunden derweil ich den Paddock reinigte. Sie kam wunderbar klar mit der Schleppleine. Auch wenn sie mal drauftrat ging sie sehr überlegt vor, niemals hektisch. In kürzester Zeit hatte sie raus sich das Seil mit einer Kopf- und Halsdrehung über die Schulter zu legen, so dass es die meiste Zeit neben ihr herzog und nicht zwischen ihren Beinen schlängelte. Erstaunlich!

Hatte ich das Führseil erst mal in der Hand, war alles gut und sie folgte mir. Mehrmals täglich gab es Anfassübungen. Stirnkraulen war schon mal super fand Lissy. Hals bitte nicht. Und alles darüber hinaus sowieso nicht. Aber das sollte sich ändern …

In mir wächst die Frage was für einen Anspruch habe ich an Lissys Ausbildung? Freundschaft mit Araber ist schon viel wert. Dafür, dass alle Welt im Internet von der Konstellation Pferd-Muli abrät, läuft es meines Erachtens super. Natürlich wäre Lissy noch glücklicher, wenn sie eine andere gleichgroße Muli- oder Eselstute als Gesellschafterin hätte um die Fellpflege auszudehnen. Das ist aber nicht einfach zu finden. Die Vorbesitzer haben sich um Esel- bzw. Muligesellschaft bemüht vor der Vermittlung, und es hat nicht geklappt. Und im Gegensatz zu den vorherigen Haltungsbedingungen: Erst mit einem ständig sie bedrängenden Eselhengst auf engem Raum, und dann alleine in dem 3×4 Meter-Auslauf, geht es ihr bei mir, mit meinem Arabermädel auf einem 2000 qm Paddock plus Sommerweide doch prächtig. Aber natürlich ist es so einem schlauen Jungtier schnell langweilig. Außerdem wird Lissy mich wenn alles seinen normalen Gang geht überleben mit ihrer Lebenserwartung von 45-50 Jahren. Dass sie in ihrem Leben nochmals das Zuhause wechselt ist anzunehmen. Ich sage das, weil die Vermittlung eines verträglichen, alltagstauglichen und für das ein oder andere ausgebildeten Tieres natürlich vielversprechender ist.

Muss: Das Erste und Wichtigste ist für mich die Alltagstauglichkeit. Überall anfassen lassen, Hufe geben, führen lassen, zu dem Menschen kommen.

Sollte: Das Zweite wäre Gelassenheitstraining damit sie gefahrlos mit der Umwelt konfrontiert werden kann, ohne dass die Gefahr besteht dass sie ständig im Verteidigungsmodus ist.

Kann: Drittens wäre es wunderbar, sie als Handmuli mitnehmen zu können mit dem ein oder anderen Gepäckstück.

Kann: Viertens wäre es die Krönung des Ganzen das Muli Lissy lernt einen Wagen zu ziehen. Also ein Kutschmuli.

An das Reiten denke ich eher nicht da eh nur kleine Kinder in Frage kämen die auf ihr sitzen können, und die hab ich nicht. Schauen wir mal wie sich alles entwickelt …

Hier geht die Geschichte weiter …

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