Muli- Lissy
Das Mulistütchen stand schon etliche Wochen in der Zeitung, und sie wohnte ganz in der Nähe. Aber wollte ich mir einen Muli antun? Ich hab keine Ahnung von Mulis und Eseln. Die gehorchen nicht, die wollen diskutieren und überzeugt werden habe ich gelesen. Und ich will nur einen Gesellschafter für meine Ghana … punkfrei und ohne Stress. …
Die Vorgeschichte:
Meine kleine Araberstute Ghana war schon nicht einfach als ich sie damals im Alter von 2,5 Jahren bekam. Das war vor über 20 Jahren. Sie erfüllte alle Klischees wie ich mir einen Araber charakterlich vorstellte. Ein Renner, ein Fluchtpferd durch und durch. Eher ängstlich mit großem Sicherheitsbedürfnis welches der Mensch ihr erfüllen muss. Hochsensibel, temperamentvoll, mit vorauseilendem Gehorsam. Zudem war sie schlecht sozialisiert, sozusagen in Einzelhaft aufgewachsen die ersten 1,5 Jahre ihres Lebens. Nur die Nase und das Halfter durfte ich anfassen als sie zu mir kam. Es dauerte damals ein gutes Jahr, bis sie mir die Hinterfüße gab und sich überall anfassen ließ. Ich habe sie niemals fellkraulend mit einem anderen Pferd gesehen. Aber alleine stehen mag sie auch nicht. Zumal der große Haus-Paddock am Waldrand steht, und die Wildschweine nahe kommen.
Im Frühjahr 2019 ist ihr langjähriger Kumpel Cocco im Alter von 33 Jahren gestorben. Ein Welsh-B Wallach und ehemaliges Kutschpferdchen. Anfangs war Ghana recht entspannt alleine, tags auf der Weide und nachts im Paddock. Aber im Laufe der Wochen wurde sie immer nervöser und auch dutzende Male tägliches Fellkraulen nutzten da nichts. Schließlich kann ich nicht mit ihr im Paddock wohnen und sie nicht im Wohnzimmer. Also musste wieder Gesellschaft her.
Ich war unsicher in der Auswahl eines Gesellschafters. Mit kleineren Wallachen war das Zusammenleben in der Vergangenheit relativ relaxt. Allerdings testeten Cocco ebenso wie vorher Marley ein Dülmener-Mix penetrant wie weit sie gehen durften mit ihren Frechheiten. Nun ist Ghana 23 Jahre alt, und auch wenn sie noch Feuer hat merkt man ihr das Alter an. Allzuviel Aufregung und Stress mochte ich ihr nicht antun. Ihre Position als Platzchefin sollte sie möglichst behalten.
Mehrere Pferdchenangebote kamen in die nähere Auswahl und wurden wieder verworfen. Lissy war auch dabei.
Aber dann überzeugte mich dass Mulis nicht besonders erpicht auf Rangfolgekämpfe und Hierarchiegehampel sein sollten. Ich wollte sie mir zumindest mal ansehen.
Erste Begegnung mit Lissy
Lissy stand in einem ausbruchsicheren Bretterverschlag – alleine. Der Eselhengst, mit dem sie bis vor ein paar Wochen zusammen stand war verkauft worden. Die drei Kaltblüter die mit auf dem Hof lebten liebten sie nicht. Lissy war 3,5 Jahre alt und ca. ein Meter groß. Ihre Mama war eine Shettystute und der Vater ein Zwergeselhengst.
Lissy war neugierig als ich in ihr Gehege kam. Sie machte einen langen Hals und eine lange Schnute um meine Hand zu beschnuppern. Oha, der Geruch war fremd. Ohren anlegen und mir blitzschnell das Hinterteil zuwenden waren eins. Blitzschnell zur Seite hüpfen um nicht getreten zu werden war meins. Hm, da brauchte ich jetzt nicht rumexperimentieren, dass musste mit der Zeit kommen.
Weitere Infos die ich bekam: Die Vorderfüße kann sie geben aber auch nur bei ihrer Halterin. Die Hinterfüße auf gar keinen Fall, keine Chance. Hufpflege wurde bisher nur mit Sedierung gemacht. Im Zaun bleibt sie wenn Strom drauf ist. Sie lässt sich am Kopf krabbeln. Am Halfter lässt sie sich führen. Ok, das war doch schon mal was. … …
Hast du Lust auf Lissys und Ghanas weiteren Werdegang? Ich bin selber gespannt ….
Hier geht die Geschichte weiter ….