Muli jagt Dackel.

Muli übt den Spurt und die Verweigerung, hat Spaß auf der Weide, geht durch den Zaun und jagt den Dackel und kommt auf Pfiff. … …

Ghana bettelte mich täglich an auf die Weide zu dürfen. Seit Muli Lissys Ankunft war sie ja auch die ganze Zeit auf dem Paddock. Das Wetter war milde und trocken. Ob Lissy wußte um was es geht? Auf jeden Fall stellte sie sich neben Ghana und bettelte mit – ok, warum nicht?

Das erste Führen zu Weide war komplikationslos. Lissy hatte es zwar versucht, aber nicht geschafft. Man merkt ja immer, wie es bei dem Vorbesitzer in etwa gelaufen ist wenn man ein Tier übernimmt. Lissy war 20 Führmeter mustergültig. Kopf kurz hinter meiner Führhand im süßen Zockelschritt. Dann plötzlich schoss sie nach vorne und wollte über die Schulter ausbrechen wohl in der Hoffnung dass sie die große Freiheit erlangt. Mitten in diesem Galoppsprung bekam sie von mir aber reflexartig einen scharfen Ruck auf das Halfter. Ups, das war unangenehm. Noch mal 5 Meter Mustermuli und ein zweiter Versuch mit dem gleichen Ergebnis. Das wars. Das hat sie bis heute nicht noch einmal probiert.
Allerdings musste sie am nächsten Tag ausprobieren was passiert wenn sie abrupt stehen bleibt und den Kopf hochreißt. Sich also selber einen kräftigen Ruck auf das Halfter gibt. Ich hatte reflexartig nachgegeben, damit sie eben keinen Ruck bekam, und sanft das Seil eingeholt mit “Lissy komm”. Auch das wollte sie zweimal wissen. Was in einem Mulikopf so vorgeht!?
Am Eingang der Weide war sie Mustermuli. Warten bis die Litze geöffnet ist, reingehen, wenden, warten bis die Litze geschlossen ist. Alles mit Ghana zusammen natürlich. Die Schleppleine durfte sie auf der Weide noch behalten. Erst mal schauen ob sie sich wieder holen ließ. Mit ihren steilen Hufen rannte sie wie ein Ziegenböckchen hinter meiner davon galoppierenden Ghana her. Ein Freudenbuckler hier und einer da. Hinschmeißen in den Dreck und wälzen und wieder ab die Post. Ach wie süß!

Lissy stand wie ein Wachhund auf der Weide. Wenn Ghana entspannt fraß, checkte Muli sehr wachsam mit ihren großen Ohren die Umgebung ab. Holte ich die Beiden ab kam Ghana auf Pfiff angaloppiert und Lissy galoppierte mit.
Ganz schnell wurde der tägliche Weidegang in diesem milden November zum Ritual. Ab frühem Nachmittag wenn das Gras nicht mehr nachtkalt war bis zur sich ankündigenden Dämmerung.

Das nach Hause holen war kein Problem. Lissy schloss sich selbstverständlich Ghana an. Da es für das Kommen immer ein Möhrchen gab drängelte die Kleine auch schon mal. Ghana quittierte das mit geblähten Nüstern und Lissy wartete dann manierlich bis sie dran war.

Ich wusste, dass der halbe Hektar nur zur Hälfte mit Strom versorgt war und hatte es trotzdem drauf ankommen lassen. Die verwilderte Waldseite wäre recht aufwendig stromsicher zu machen. Ghana hatte keinerlei Ambitionen die Wiese zu verlassen, schon gar nicht in den Wald. Sie hatte ja jetzt ihre Lissy. Und Lissy? Die hatte doch eigentlich ihre Ghana…
“Kommen sie schnell, der Esel ist draußen.” Ein netter Mensch gab mir Bescheid. Lissy war es nach ein paar Tagen beim stundenweisen Weidegang langweilig geworden. Sie wollte sehen was in der Garagenanlage hinter der Weide und hinter dem Wäldchen so los ist. Stimmen und Motorengeräusche gab es da. Und was sonst noch? Auf der Wiese angekommen pfiff ich nach Ghana, die angaloppiert kam und dabei aufgeregt in Richtung Lissy guckte. Lissy kam auch angaloppiert. Kurz vor der Litze senkte sie den Kopf und war wieder in der Weide drin. Braves Mädchen. Dann sah sie den freilaufenden Dackel bei den Garagen. Drehte wieder um und unter der Litze weg ab den Dackel jagen. Nachdem der den ihrer Meinung nach genügenden Abstand hatte, kehrte sie im Galopp unter der Litze durch wieder auf die Weide und gesellte sich wieder zu mir und Ghana. Na toll. So ein Wachhund die Kleine. Kein Wunder, dass Esel und Mulis zur Wolfsabwehr eingesetzt wurden, oder?
Das war die Weidesaison 2019.
Jetzt muss ich erst mal die Ränder dieser Wildwiese mit dem hohen Untergras und den Dornenbüschen und den gestürzten Bäumen mit Strom versorgen. Und Material brauch ich auch noch. Das dauert …

Hier geht die Geschichte weiter …

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2 Antworten auf „Muli jagt Dackel.“

  1. Hallo Sabine,
    Deine Geschichten um das Muli sind einfach herrlich und spannend. Von Dir kann man viel über das Wesen eines Mulis und den Umgang mit ihm lernen.
    Eine beneidenswerte Zeit, die Du da mit ihm und Deiner Ghana erlebst.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude dabei.
    Tolle Seite, die Du hier aufbaust.
    Liebe Grüße aus dem Allgäu
    Eva

    1. Hi Eva, wie schön! – mein erster Blog-Kommentar. Eigentlich schreib ich dass ja hauptsächlich für Dich und für mich, damit Du teilhaben kannst, und damit ich eine Erinnerung habe. Wie das bei Tagebüchern so ist. Mit den hübschen Bildern ist das natürlich besser als nur in ein Heft zu kritzeln. Liebe Grüsse von Sabine

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